Biografie Uwe Steimle
Uwe Steimle wird 1963 in Dresden als „Arbeiterkind“ (ehemalige DDR – Bürger lesen das bitte ohne Anstriche) geboren. Vater und Mutter gaben ihrem Sohn viel von den eigenen Persönlichkeiten mit auf den Lebensweg: Liebe durch Zuwendung, Geborgenheit durch Nähe – selbst wenn oft etwas Zeit fehlte – und das Verzeihen, wenn der Junge durch Mut – der ja meist aus Ängsten entsteht -, anders handelte als empfohlen.
Beste Voraussetzungen für den Schauspielerberuf, der das FÜHLEN als Voraussetzung mitbringen sollte. Allerdings haben die Eltern diesen Beruf nicht favorisiert, aber mit dieser Tatsache steht Uwe Steimle in einer langen Reihe anderer Schauspieler – Vitas.
Theateraufführungen in der Schule, russische Märchenfilme im Fernsehen und viele andere Figuren der Filmwelt lassen in dem jungen Uwe Steimle den Wunsch wachsen, selbst Schauspieler werden zu wollen. Früher auch aus den nachvollziehbaren Gründen vieler Kinderträume: Ein anderer sein zu können, die eigene Schüchternheit zu überwinden.
Wie allgemein üblich in der DDR schließt Uwe Steimle zunächst eine Berufsausbildung ab. Er wird Industrieschmied. Auch über diese Jahre bleibt der eigentliche Berufswunsch nicht unbekannt. Natürlich begleiten ihn Sätze wie: „Auf dich haben die da gerade gewartet.“
Wieder ist es der Mut und gleichwohl Trotz, der Träume untermauert und dieses JETZT ERST RECHT begleitet. Uwe Steimle beginnt sein Studium 1985 an der Theaterhochschule Hans Otto in Leipzig. Er schließt die Ausbildung 1989 erfolgreich ab. Was weniger bekannt ist über die Schauspielerausbildung im Allgemeinen und Besonderen: Man geht durch alle Höhen und Tiefen. Einmal kann man alles, dann wieder gar nichts. Die Persönlichkeit wächst so wie die Zweifel auch. Das prägt, das bleibt. Und es ist gut so, weil derartige Erfahrungen satte Zufriedenheit ausschließt. All das begleitete auch Uwe Steimle. Was der Leidenschaft für diese Berufung aber nicht im Wege steht. Das beständige eigene Hinterfragen ist eher Herausforderung, Motivation.
Theaterengagements in Dresden, Halle/s. und Erfurt folgen nach dem Studium. Er spielt in Elias Canettis HOCHZEIT, in Brechts DREIGROSCHENOPER und vieles anderes mehr. Wagt sich auch an das Ein- Personen – Stück HELDEN WIE WIR von Thomas Bussig.
Im deutschen Fernsehen ist Uwe Steimle bereits während seiner Studienzeit zu sehen. 1987 holt Thomas Langhoff den jungen Schauspieler in die Anna–Seghers–Verfilmung DER AUFSTAND DER FISCHER VON ST. BARBARA.
Zwischenzeitlich entwickelt Uwe Steimle etwas, was ihn mittlerweile mit vielen Facetten in die ungefälschte Bestenliste deutschsprachiger Kabarettisten gebracht hat: Als Erich Honecker – Imitator bringt er nicht nur das Publikum zugehörender „Bretter“ zum lachen, damit landet Uwe Steimle ebenso im ersten TATORT von Peter Sodann und Bernd Michael Lade.
1993 beginnt der NDR mit einem neuen POLIZEIRUF 110. Die Kommissare sind Uwe Steimle und Kurt Böwe. Bis 2009 spielt Uwe Steimle den Kommissar Jens Hinrichs aus Schwerin. Nach Kurt Böwe kommt Henry Hübchen als Partner hinzu. Später weitere. Die Adolf-Grimme-Preis-Ehrung fällt in diese Zeit. Die Frage nach dem WARUM lässt sich vielfach beantworten. Sicher gehört auch dazu, dass die Rolle des Jens Hinrichs öfter mehr von Uwe Steimle selbst zeigte. Eine „feine Klinge“ zeigt diese Figur. So wie die Klinge „scharf“ ist in den diversen Kabarettprogrammen von Uwe Steimle. Ein Widerspruch? Nein. Uwe Steimle reflektiert alles. Seine Filmrollen wie das Leben. Das bringt er in die nötigen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhänge und in seine Kabarett-Texte.
Es folgen andere Angebote fürs Fernsehen und Kino. Differenzierte Figuren. Die tragisch – komische Rolle des Bauhandwerkers Gunnar Brehme in der viel beachteten HEIMAT – Trilogie von Edgar Reitz bleibt ebenso im Gedächtnis wie gleichwohl die Hauptrolle im Kinofilm SUSHI IN SUHL und das Film- Drama DER HIMMEL KANN WARTEN von Brigitte Müller. Selbst der Auftragskiller ist möglich für Uwe Steimle. Den spielt er in DAS KONTO neben Heino Ferch und Josef Bierbichler. Die Filmographie ist länger.
Alle Kabarettprogramme fließen aus Hirn, Herz und Hand von Uwe Steimle selbst. Er schreibt auch für andere. Und er entwickelt mit den Texten diverse Figuren für sich persönlich, die er dann verkörpert. Den SALZBURGER STIER bekommt er dafür 2003. Das ist einer der renommiertesten Kabarettpreise im deutschsprachigen Raum.
Sprache ist und bleibt dem Schauspieler und Kabarettisten HEILIG. Und der Dialekt ist und bleibt HEIMAT. Uwe Steimle führt unter anderem auch vor, dass wir zwar alle hören, aber nicht immer wirklich zuhören. Am Anfang war nun einmal das WORT. Das hat Bestand. Auch mit neuen Wörtern. Den Steimle – Wörtern wie OSTALGIE und KEHRE und SYNAPSIEREN.
Esbleibt folgerichtig, dass mit dem Schreiben von Kabarett-Texten das Schreiben von Büchern nicht ewig auf sich warten ließ. MEINE OMA, MARX & JESUS CHRISTUS – AUS DEM LEBEN EINES OSTALGIKERS und HEIMATSTUNDE – NEUES VOM ZAUBERER VON OST lassen uns Geschichten mit- und nacherleben, die eigene Erinnerungen heraufbeschwören.
Und mit STEIMLES WELT – vom MDR Fernsehen produziert – führt der Schauspieler uns zu den großen kleinen Geschichten aus unmittelbarer Umgebung. Geschichten von Menschen wie ihm, Ihnen und uns, die wir alle individuell, anders, besondersund doch gemeinsam leben. Zum lachen und zum staunen.
Uwe Steimles vielseitiges Tun bleibt sehr nah am echten Leben. Aus der Kindheit und Jugend ist vielleicht ein Schuss persönliche Introvertiertheit, Schüchternheit geblieben. Also war seine Berufswahl richtig. Für ihn selbst und für uns.
Filmografie (Auswahl)
1989: Zwei schräge Vögel
1992: Go Trabi Go 2 – Das war der wilde Osten
1996: Unser Lehrer Doktor Specht
1997: Liebling Kreuzberg
2003: Das Konto
2004: HEIMAT 3
2009: Liebe Mauer
2012: Sushi in Suhl
Auszeichnungen
1999: Cabinet-Preis bei der Leipziger Lachmesse
2000: Mindener Stichling
2003: Salzburger Stier
2005: Adolf-Grimme-Preis im Wettbewerb Spezial
2009: Ehrenmitgliedschaft im Verein Deutsche Sprache
Schriften
Uwe Steimle: Uns fragt ja keener – Ostalgie. Eulenspiegel-Verlag, Berlin 1997. ISBN 3-359-00943-6
Uwe Steimle und Hans-Dieter Schütt (Hrsg.): Mich fragt ja eener … und zwar Hans-Dieter Schütt. Eulenspiegel-Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-359-01414-6
Uwe Steimle: Meine Oma, Marx & Jesus Christus [Medienkombination]: aus dem Leben eines Ostalgikers, Gütersloher Verlagshaus, 2012, ISBN 978-3-579-06648-6
Uwe Steimle: Heimatstunde. Neues vom Zauberer von Ost, Gütersloher Verlagshaus, 2013, ISBN 978-3-579-06626-4
Uwe Steimle: Steimles Welt, Gütersloher Verlagshaus, 2015, ISBN 978-3-579-06599-1